Material

Das Luftgewehr

Beim Sportgerät handelt es sich um ein handelsübliches Pressluft Gewehr. Blinde und Sehbehinderte setzen dieses aber im Unterschied zu Sehenden ohne Diopter und Korntunnel ein. Diese werden durch eine Spezialzielvorrichtung zur Umwandlung von Licht in Töne, verbunden mit einem Kopfhörer und einem Accu als Stromversorgung, ersetzt.

Aktuelle Zielvorrichtungen

Aktuell sind zwei Zielvorrichtungen zugelassen. Beide werden als Ersatz für das bei Sehenden übliche Zielsystem (Diopter/Korn) eingesetzt. Sie werden auf dem Luftgewehr festgeschraubt.

1. VIASS  -  Sie besteht aus einer hochauflösenden Hochgeschwindigkeits-Kamera welche die einzelnen Ziel-Bewegungen der Schützen mit Hilfe eines Sensors an der Scheibe registriert und mit Hilfe eines zusätzlichen Prozessors die aufgenommenen Video- in Audio-Signale umwandelt. Die VIASS verfügt über je einen Anschluss für den Akku und den Kopfhörer. Für Korrekturen sind am Kammeragehäuse die notwendigen Tasten für links, rechts, hoch und tief angebracht.

2. EcoAims  -  Auch dieses Zielsystem basiert auf dem Prinzip der videobasierten Bewegungsaufzeichnung mit Hilfe eines Sensors an der Scheibe. Der Kopfhörer wird direkt am Zielsystem angesteckt. Die Stromversorgung erfolgt durch einen im System integrierten Akku. Für die Seiten- und Höhenverstellung sind entsprechende Korrektur-Schrauben vorhanden.

VIASS

Der Kopfhörer

Es handelt sich um ein im allgemeinen Fachhandel erhältliches Produkt, welches jedoch vorteilhaft mit einer für jedes Ohr unabhängigen Lautstärkeregelung versehen ist. Die Ohrmuscheln sollten für Blinde und Sehbehinderte tastbar mit ‚L' für Links und ‚R' für Rechts beschriftet sein.

Die Dunkelbrille

Die Dunkelbrille muss so gestaltet sein, dass sie kein Licht zu den Augen zuläss, dies sowohl durch die Gläser als auch von allen Seiten.

 

Der Schiessriemen

Es handelt sich um ein im allgemeinen Fachhandel erhältliches Produkt, welches in den Disziplinen 'liegend' und 'kniend' eingesetzt werden darf.

Der Schiesstisch mit Stuhl

Dieses Material wird für die Disziplinen 'liegend' und 'kniend', deren Regeln dem Rollstuhlsport angeglichen sind, eingesetzt. Er muss, wie im Übrigen alles Material, an alle Wettkämpfe selber mitgebracht werden. Die Konstruktion ist daher so gewählt, dass Tisch und Stuhl in seine Einzelteile zerlegt und der Stuhl werden kann. Alles sollte möglichst leicht gebaut, aber dennoch sehr stabil sein.

Die Munition

Es werden, genau wie im Schiesssport der Sehenden, Bleigeschosse eingesetzt; sogenannte Diabolo. Sie weisen ein Kaliber von 4,5 mm auf.

Die Diabolos verlassen den Gewehrlauf mit einer Geschwindigkeit von ca. 175 m/sek und sind, je nach Niveau des Schiessenden, auf den Gewehrlauf eingeschossen.

Die Schiessjacke

Die Jacke dient den Schiessenden in einem bestimmten Umfang als Stütze, welche insbesondere in der Disziplin 'stehend-frei' zum tragen kommt. Sie ist an den beiden Ellbogen leicht gepolstert und an der rechten Schulter durch festes Material verstärkt. Die Festigkeit und die Dicke des Materials wird durch die Regeln des internationalen Schiesssportverbandes ISSF geregelt und muss auch durch die Behindertensportler eingehalten werden.

Die Schiesshose

Für die Hose gilt grundsätzlich dasselbe wie für die Jacke. Auch ier ist die Beschaffenheit des Materials durch das Regelwerk bestimmt. An den Knien können Verstärkungen angebracht sein, welche allerdings von den Behindertensportlern nicht genutzt werden. Sie müssen die Positionen 'liegend' und 'kniend', gemäss Regeln des Rollstuhlsportes, also in der sitzenden Position absolvieren.

Der Schiessschuh

Die Höhe des Schuhs ist durch die ISSF-Regeln genormt. Sie darf maximal 2/3 der Sohlenlänge umfassen. Die Sohle muss laut Reglement biegbar sein, dennoch ist es sinnvoll die Schuhsohle nicht durch übermässiges marschieren zu verformen. Sie soll eine möglichst grosse Kontaktfläche zum Boden bilden, was Voraussetzung für ein ruhiges Stehen ist.

Der Schiesshandschuh

Der Handschuh schützt die Hand beim stützen des Gewehres. Er wird in verschiedenen Ausführungen hergestellt, ist aber genauso wie alle übrigen Bekleidungsteile dem internationalen Reglement unterstellt.

Die manuelle Zielscheibe

Die Entfernung zur Scheibe beträgt wie üblich 10 Meter. Geschossen wird auf die Luftgewehrscheibe!

Der Durchmesser des 10er-Kreises beträgt 0,5 mm!

Damit der notwendige LED-Sensor (bei elektronischen Scheiben fix beim Ziel montiert) auch bei manuellen Scheibenzügen angewendet werden kann wird dieser auf einer Deckschablone montiert und jeweils vor die Wertungsscheibe gestellt. Die benötigte Stromversorgung erfolgt über eine Knopfbatterie.

Grössere Wettkämpfe werden grundsätzlich auf elektronische Scheiben geschossen.


Schiess-Positionen 

Alle Schützen:Innen müssen, in allen Schiess-Positionen, im Wettkampf eine Dunkelbrille tragen. Es darf kein Licht zu den Augen durchdringen. Dies dient der Chancen-Gleichheit von sehbehinderten und vollblinden Sportlern:Innen.

Ein internationaler Wettkampf (Weltcup, Europa- und/oder Welt-Meisterschaft) besteht aus einer "Qualifikation" und einem "Final". Die Struktur umfasst 15 Minuten Vorbereitungszeit, danach 15 Minuten Probeschiesszeit, gefolgt vor der Qualifikation. Die jeweils besten acht Sportler:Innen aus der Qualifikation bestreiten den Final-Wettkampf.

Das Final-Programm wird kommandiert ausgetragen. Nach drei Munten Vorbereitung folgen fünf Minuten Probeschiessen und danach beginnt der eigentliche Wettkampf. Dieser besteht aus zwei 5-Schuss Serien und danach maximal 14 Einzelschuss. Nach 12 Schuss scheidet der/die schlechtestplatzierte Sportler:In aus. Dieses "Ausscheiden" wiederholt sich nach jeweils zwei weiteren Schüssen! 

 

'stehend - aufgelegt'

Für Neueinsteiger wird zunächst die Stehendstellung in Verbindung mit einem Auflagesystem verwendet. Dies erleichtert das Finden des Ziels und verhilft den Schiessenden zu einem schnelleren Erfolgserlebnis. Zur Vorbereitung auf ‚stehend-frei' werden im Training laufend die feinmotorischen Fähigkeiten mit ausgebildet.

Dies ist keine Wettkampf-Position! Sie wird ausschliesslich zur Ausbildung praktiziert.

'stehend - frei'

Diese Stellung erfordert sehr viel Körpergefühl. Das totale Gleichgewicht muss mittels feinster Muskelbewegungen, aber ohne Krafteinsatz, aufgebaut werden. Zudem muss die Technik zum gleichmässigen und stabilen Stellungsaufbau erlernt werden.

Bis Schiessende diese Voraussetzungen umsetzen können kann es sehr lange dauern. Die notwendige Zeit muss jedoch unbedingt eingesetzt werden, wenn eine erfolgreiche Ausübung dieser Position angestrebt wird.

Wettkampf:  Mixt   SH-VI  VIS

                    60 Schuss in 75 Minuten

FInal:           Schiesszeit pro kommandiertem Schuss beträgt 75 Sekunden

'liegend'

Diese Stellung wird nicht wie es die Bezeichnung erahnen lässt ‚liegend' sondern 'sitzend' ausgetragen. Die Bezeichnung und die dazu gültigen Reglemente wurden, soweit möglich,  vom Rollstuhlsport übernommen. Ergänzt werden diese Basisregeln durch VI-spezifische Anpassungen. Der Schiesstisch und die Sitzgelegenheit sind klar reglementiert.

Wettkampf:  Mixt   SH-VI  VIP

                    60 Schuss in 50 Minuten

FInal:           Schiesszeit pro kommandiertem Schuss beträgt 30 Sekunden


Wettkampf 

'national'

Da aktuell in der Schweiz nur wenige trainierende Gruppen mit Blinden und Sehbehinderten bestehen, ist es nachvollziehbar, dass es mit den Schweizer-Meisterschaften und den Zürcher-Indoor-Meisterschaften nur ein kleines nationales Wettkampfangebot gibt. Wir sind dazu dem SSV (Schweizer Schiesssport Verband) angeschlossen.

Es wäre schön, wenn sich in der gesamten Schweiz bald weitere Gruppen bilden würden. Wir könnten uns dann vorerst gegenseitig in Freundschaftswettkämpfen messen und später bei genügend landesweitem Interesse auch an höhere Aufgaben denken.

Nationale Wettkämpfe werden in der Regel ‚liegend' und ‚stehend-frei' angeboten!

'international'

Seit Februar 2019 sind die blinden und sehbehinderten Schützen dem WSPS (World Shooting Para Sport) angeschlossen. Diese Organisation ist Teil des IPC (International Paralympic Committee). Auf nationaler Ebene ist PluSport Behindertensport Schweiz für den Spitzensport zuständig.

In diesem Bereich sind ca. 10 bis 15 Nationen sehr erfolgreich tätig. Insbesondere unsere spanischen Freund und die Polen sind zur Zeit führend.
Es finden periodisch Europa- und Weltmeisterschaften statt. 2008 erstmals auch mit schweizer Beteiligung. International wird in den Positionen ‚stehend-frei' und 'liegend' geschossen. Das Niveau ist dabei extrem hoch. Claudia Kunz-Inderkummen ist zur Zeit die einzige schweizer Schützin mit hohem internationalem Format. Sie gehört zu den Top-10 der Welt!


World Shooting Para Sport  (WSPS)

Weltverband 

WSPS ist der für den Para-Schiess-Sport zuständige Weltverband. Er ist Teil des International Paralympic Committee (IPC). In diesem Verband werden die olympischen und nicht-olympischen Schiess-Sportarten Gewehr, Pistole, Trap und Visual Impaired (VI) betreut. Er organisiert die Weltcup's, die Kontinental- und Welt-Meisterschaften. Der Verband ist auch zuständig für das gesamte Regelwerk, bestehend aus Klassifikations- und Technik-Regeln.

 

Klassifikation, Technik und LED

Sportler welche international an Wettkämpfen teilnehmen wollen müssen über eine gültige WSPS-Lizenz verfügen und klassifiziert sein. Dabei werden die Sportler einer den Gegebenheiten entsprechenden Sportklasse zugewiesen.

Link zu den   WSPS-Klassifizierungs Regeln

   - VI (Visual Impairment) Schützen:Innen sind der Wettkampfklasse "SH-VI" zugeteilt.

Link zu den   WSPS-Technik Regeln

   - VI umfasst zwei Wettkampf-Disziplinen

         "VIP" für "Prone"      (liegend)            und

         "VIS" für "Standing" (stehend-frei).

Link zur         VI-LED-Sensor Position

   - Die Position des an der Scheibe zu platzierenden LED-Sensors ist genau vorgeschrieben


Erreichbarkeit der Anlagen 

Für blinde oder sehbehinderte Sportler welche von ihren Betreuern mit dem Motorfahrzeug gefahren werden sind die Trainingsorte grundsätzlich problemlos erreichbar! Etwas problematischer ist bei einzelnen Anlagen die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln!

Wir werden aber dieses Thema anlässlich der ersten Kontaktaufnahme mit Interessenten besprechen und bei der gemeinsamen Auswahl des Trainingsortes berücksichtigen.

Diesbezügliche Fragen können sie via Kontakt auf dieser Homepage an uns richten.